Rupturen des vorderen Kreuzbandes

Grundlegende Informationen
Rupturen des vorderen Kreuzbandes zählen zu den häufigsten Sportverletzungen in Deutschland (Inzidenz 46/100.000). Jedes Jahr werden ca. 40.000 dieser Verletzungen operativ versorgt. Das vordere Kreuzband wirkt in seiner Funktion vor allem Scherkräften entgegen, verhindert also eine Translation zwischen Ober- und Unterschenkel und spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität unserer Kniegelenke.
Eine Ruptur kann Schmerzen, Einschränkungen der Bewegungsfunktion sowie eine Instabilität des Kniegelenks zur Folge haben und stellt gerade für sportlich aktive und ambitionierte Personen eine große psychische Belastung dar. In der Behandlung von Rupturen des vorderen Kreuzbandes gilt es also nicht nur, die Funktionen des Kniegelenks wieder herzustellen, sondern auch psychologische Hürden zu überwinden um Patienten effektiv in einen aktiven Lebensstil zurück zu führen.
Konservativ oder operativ… Was macht Sinn?
Wie so oft gibt es bei dieser Frage keine einheitliche Antwort, die für jede Person gilt. Entscheidungen hinsichtlich der Rehabilitation sollten individuell und in Absprache mit Ärzten, Therapeuten und anderem medizinischen Fachpersonal getroffen werden. Welcher Weg der sinnvollste ist, ist nämlich maßgeblich von der Situation abhängig in der sich Patienten befinden und richten sich zudem an deren Zielen.
Welche Faktoren sind bei der Entscheidung zu berücksichtigen?
Es gibt viele Parameter, die bei der Entscheidung für oder gegen eine operative Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes berücksichtigt werden sollten. Was sind die Ziele des Patienten? Ist beispielsweise eine Rückkehr zur Sportart vorgesehen, bei deren Ausübung es zur Verletzung kam? Ist die Vermeidung einer Re-Ruptur für die betreffende Person die oberste Priorität? Steht dem Patienten ein Wettkampf kurz bevor, den er/sie auf keinen Fall missen möchte? Das Für und Wider hinsichtlich einer OP sowie der richtige Zeitpunkt sind von der Beantwortung solcher Fragen abhängig.
So scheint die Kniegelenkstabilität bei Patienten die sich für eine operative Rekonstruktion entschieden haben langfristig höher. Gerade bei Patienten mit einer funktionell stark ausgeprägten Instabilität wird eine Rekonstruktion empfohlen, um Wahrscheinlichkeit für Folgeschäden anderer Strukturen (Knorpel, Menisken, Bänder) zu reduzieren. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass operative Eingriffe auch meist mit einem längeren und intensiveren Rehabilitationstraining einhergehen.
Ob mit oder ohne OP, ein gezieltes Rehabilitationstraining ist essenziell und unausweichlich. Grundsätzlich ist auch ein Reha-Training vor einer eventuellen Operation, bzw. in der Entscheidungsphase ratsam, da es das postoperative Ergebnis positiv beeinflusst.
Gefahren nach einer Ruptur
Grundsätzlich haben Patienten nach der Ruptur ihres vorderen Kreuzbandes leider ein höheres Risiko für Osteoarthrose sowie Folgeverletzungen des Kniegelenks. Ca. ein Drittel aller jungen Patienten erleiden Re-Rupturen in den darauf folgenden Jahren. Die Risiken für solche Folgeverletzungen und für die Entstehung von Osteoarthrose sind nicht eliminierbar aber definitiv minimierbar. Ein aktiver Lebensstil, das Vermeiden von Übergewicht, die Kräftigung der unteren Extremität (vor allem des Quadrizeps) sowie ein Weiterführen von Trainingsprogrammen auch nach der Rückkehr zum Primärsport, tragen nach einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes zur Kniegesundheit bei.
Kann ich in meinen Primärsport zurückkehren – oder ist das zu riskant?
Natürlich gilt auch hier: Jeder entscheidet selbst! Wir als Therapeuten tendieren dazu, Patienten nicht grundsätzlich von dem Sport abzuraten, den sie lieben. Personen die im Anschluss an die Reha den Sport wieder aufnehmen, den sie vor der Verletzung ausgeübt haben, berichten langfristig von einer höheren Lebensqualität bezogen auf ihr Knie und ihre Gesundheit als diejenigen, die dies nicht tun. Zudem lässt sich das Risiko für zukünftige Verletzungen reduzieren, wenn vor der Rückkehr in den jeweiligen Sport ausreichend Zeit vergangen ist (ca. neun Monate) und die Patienten spezielle funktionelle Kriterien (Return to Sport) erfüllen konnten.
Entscheidet in Absprache mit eurem Therapeuten. Die ausgearbeiteten Trainingsprogramme sollten in jedem Fall auch nach einer Rückkehr in euren Primärsport weiter durchgeführt werden.
Prävention
Im Idealfall sollte es nicht erst zur Ruptur kommen, um ein gezieltes Training in Angriff zu nehmen. Workouts mit dem Fokus auf einer Kräftigung, der unteren Extremität sowie Übungen die Sprünge, Landungen und Richtungswechsel beüben, sind in der Lage, das Risiko einer Ruptur zu verringern. Wollt ihr eine Verletzung und damit die Notwendigkeit eines Besuchs bei unseren Physiotherapeuten also vermeiden, macht es Sinn, bereits vorher ein euren Sport begleitendes Training mit unserem Personal Trainer auszuarbeiten.
Für die besonders Wissbegierigen:
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6723618/ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11027445/ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7653792/