Akute unspezifische Schmerzen des unteren Rückens

Grundlegende Informationen
Etwa ein Viertel aller Deutschen suchen im Laufe ihres Lebens medizinische Hilfe aufgrund von Schmerzen des unteren Rückens auf. So ist es nicht verwunderlich, dass Rückenschmerzen die häufigste Indikation für medizinische Reha bilden. In den meisten Fällen sind diese Rückenschmerzen unspezifisch (90-95%). Ihnen liegen keine Schäden an der Wirbelsäule oder gefährliche Ursachen zugrunde.
Diagnostik des Rückenschmerzes
Leidet ein Patient unter akuten Rückenschmerzen, stellt sich zunächst die Frage einer
adäquaten Untersuchung und Diagnostik. Diese darf und soll in den meisten Fällen tatsächlich relativ sporadisch sein. Liegen keine Anzeichen für eine gefährliche Ursache der Probleme vor (z.B. Krebserkrankungen, Wirbelkörperfrakturen oder ähnliches), wird von weiteren ausschweifenden Untersuchungen abgeraten. Abgeklärt werden mögliche gefährliche Ursachen mittels so genannter „Red Flags“, gezielten Fragen während der Anamnese eines Patienten.
Mehr Untersuchung bedeutet nicht immer mehr Erfolg in der Behandlung
Tatsächliche Pathologien der Wirbelsäule sind nur in den seltensten Fällen (5-10%)
verantwortlich für Schmerzen im unteren Rücken. Das bedeutet, dass nach dem Ausschluss
einer gefährlichen Ursache keine bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder MRT notwendig
sind. Dennoch finden genau solche Folgeuntersuchungen häufig statt, oft auch weil Patienten
spezifisch danach Fragen, in der Hoffnung eine genaue Abklärung der Ursache führe zu einer
besseren Behandlung und somit zu besseren Ergebnissen.
Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Durchführung bildgebender Verfahren ohne die gegebene
Notwendigkeit kann dafür sorgen, dass Patienten sich vermehrt auf ihr Problem fixieren und
so eine Verschlimmerung der Problematik herbeiführen und im Zweifel eine Chronifizierung
begünstigen. Selbst ein positiver Befund nach Röntgen und MRT bringt nicht immer mehr
Klarheit über die Ursache von Rückenschmerzen. So finden sich beispielsweise bei vielen
Personen Veränderungen und Degenerationen der Bandscheiben, ohne dass diese etwaige
Symptome verspüren.

Patienten können und sollten sich in den meisten Fällen also mögliche Mehrkosten sparen und müssen sich außerdem keiner Röntgenstrahlung aussetzen. Die Vermeidung unnötiger
Untersuchungen spart außerdem Zeit, sodass Patienten zeitnah in die Behandlung einsteigen
können.
Was sollte getan werden?
Häufig sind Schmerzen des unteren Rückens einfachen Zerrungen, Verspannungen und
Überlastungen geschuldet, die sich mit der Zeit von selbst bessern. Die meisten Patienten
verspüren ein klares Abklingen der Symptome innerhalb der ersten sechs Wochen. In dieser Zeit sollten Aktivität und Bewegung im Alltag an erster Stelle stehen. Es wird zudem geraten,
Trainingseinheiten zur Kräftigung und Rumpfstabilisation zu absolvieren. Von Seiten des
Behandlers sollte zudem eine klare Kommunikation hinsichtlich der Schmerzen erfolgen, um
Patienten etwaige Ängste zu nehmen und sie zu physischer Aktivität zu ermutigen.
Eine medikamentöse Behandlung ist rein symptomatisch und ergibt nur dann Sinn, wenn die
Schmerzen jemanden von der Ausübung solcher Aktivitäten abhalten.
Was sollte nicht getan werden?
Zunächst ist Inaktivität in Form einer Bettruhe nicht förderlich, da diese keinen Effekt hat oder die Dauer der Problematik sogar in die Länge ziehen kann. Des Weiteren sind aktive
Behandlungsansätze passiven vorzuziehen. Operative Maßnahmen bei unspezifischen
Schmerzen des unteren Rückens sind ebenfalls nicht indiziert.
Kein Grund zur Sorge
Schmerzen im Bereich des unteren Rückens können zwar einschränkend sein, sind in den meisten Fällen aber kein Anlass zur Sorge. Mit einem aktiven Lebensstil und ein paar Übungseinheiten sind die Symptome oft schnell wieder verschwunden.
Für die besonders Wissbegierigen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38693474/
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8630919/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29321099/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33579691/