Der lumbale Bandscheibenvorfall

Was ist eine Bandscheibe?

Bandscheiben sind Strukturen zwischen den Wirbelkörpern unserer Wirbelsäule, die zu großen Teilen aus Kollagen bestehen. Der Aufbau zeigt einen strapazierfähigen faserigen Ring auf der Außenseite sowie einen gallertartigen Kern im Inneren der Bandscheibe.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Ist der äußere Ring nicht mehr intakt und der gallertartige Kern verschiebt sich und tritt aus der Bandscheibe aus, so spricht man von einem Bandscheibenvorfall. Ein solcher Vorfall kann schmerzhaft und bewegungseinschränkend sein, ist in einigen Fällen allerdings auch vollkommen symptomlos. 

Gründe und Risikofaktoren

Einige Faktoren, die die Gesundheit unserer Bandscheiben und die Wahrscheinlichkeit von Bandscheibenvorfällen beeinflussen, entziehen sich unserem Einfluss. So scheint beispielsweise die Genetik eine Rolle zu spielen. In vielen Bereichen lässt sich das Risiko jedoch mindern. Bewegungsarmut ist einer der häufigsten Gründe für Bandscheibendegeneration. Eine Umstellung auf einen aktiveren Lebensstil und regelmäßige sportliche Betätigung ist dementsprechend als positiv anzusehen. Einen weiteren Risikofaktor stellt das Rauchen von Zigaretten dar. Der Konsum vermindert die Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen und fördert somit degenerative Prozesse. 

Was tun? (Best Practice)

Konservative Maßnahmen sind nach einem diagnostizierten Bandscheibenvorfall tendenziell die erste Wahl. Für einen Zeitraum von ca. drei Monaten kann in vielen Fällen eine spontane Resorption des ausgetretenen Bandscheibenmaterials erwartet werden. Ist nach Ablauf dieser Zeit keine Symptombesserung eingetreten, werden operative Maßnahmen in Erwägung gezogen.

Eine frühere OP-Indikation ist gegeben, wenn sich die Symptome – insbesondere motorische Probleme der Beine – stark verschlechtern oder wenn ein sogenanntes Cauda-equina-Syndrom auftritt. Dieses äußert sich durch Taubheitsgefühle auf der Innenseite der Oberschenkel, Schmerzen in beiden Beinen, Bewegungseinschränkungen sowie einer eingeschränkten Kontrolle von Blasen- und Rektalfunktionen. 

Unsere Empfehlung: Keine Angst!

Viele Menschen fürchten sich vor Bandscheibenvorfällen und sehen die Bandscheibe selbst als eine fragile Struktur, die geschützt und geschont werden muss. Das ist nicht der Fall. Bandscheiben sind extrem stabil und zudem adaptiv. Eine Belastung durch Training hat eher einen positiven Einfluss und beugt degenerativen Prozessen vor. Auch das in der Gesellschaft nach wie vor verteufelte Heben mit gebeugtem Rücken ist keinesfalls problematisch. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Rückenschmerzen und dem Heben mit gekrümmter Lendenwirbelsäule besteht nicht.

 

Ist es bereits zu einem Bandscheibenvorfall gekommen, oder wurden Veränderungen durch bildgebende Verfahren (MRT) entdeckt, ist auch das kein Grund zur Panik. Viele Bandscheibenvorfälle verlaufen völlig symptomlos und häufig wird das ausgetretene Material von der Bandscheibe selbst resorbiert. Die Indikation für eine Operation ist seltener gegeben als von den meisten erwartet.

Für die besonders Wissbegierigen

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27490888/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19111259/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32360761/ https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9381073/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32545639/